Dienstag, 26. August 2014

Die Evolution des Körnerkissens...

... schreitet langsam, aber sicher voran. Das Körerkissen zum Umbinden ist ja schon recht innovativ gewesen (man erinnere sich an dieses hier), aber da in der Entwicklung ja noch Luft nach oben ist, habe ich mich mal daran gemacht, das ganze als Körnerkissen mit Bezug zu konzipieren.
Und damit ihr auch wisst wovon ich rede, gibt es nun ein Tutorial.

Ihr benötigt:
  • Körner - ich empfehle Dinkelkörner, da diese die Wärme länger speichern als z.B. Kirschkerne
  • Lavendelblüten - die sorgen für einen angenehmen Duft ein Gefühl von wohltuender Entspannung
  • Baumwollstoff für den Bezug
  • Baumwoll- oder Leinenstoff für das Inlay
  • evt. einige Kam Snaps und die dazugehörige Zange, oder einfach Druckknöpfe
  • die üblichen Näutensilien wie Schere, Stecknadeln, Maßband, Garn, Schneiderkreide, Nähmaschine
  • eine große Schüssel zum Mischen der Füllung
  • einen Trichter zum Einfüllen der Füllung
  • und natürlich eure Maße: Länge und Höhe des Körnerkissens (als Beispiel: 28cm x 22cm plus Nahtzugaben, Länge der Bänder (72cm) und Breite der Bänder (7cm) + N). Und so errechnet ihr die Maße: auf der Höhe, an der das Körnerkissen auf dem Rücken aufliegen soll, messt ihr euren Körperumfang. Dieser geteilt durch zwei ergibt die Länge der Bänder. Das Körnerkissen sollte so breit sein, dass es euer Kreuz gut bedeckt.

Als ersten Schritt messt und schneidet ihr den Stoff zu.
Ihr braucht für das Inlay entweder ein rechteckiges Schittteil, was doppelt so groß ist wie euer Körnerkissen - dann faltet ihr den Stoff einmal mittig, sodass ihr eine Naht spart, oder zwei Teile, die jeweils die entsprechenden Maße haben.


Zwei Teile empfehlen sich, wenn ihr, so wie ich, mit Stoffresten arbeitet. Ich habe hier weißen Leinenstoff verwendet, da dieser recht eng gewebt ist und weder Körner noch Blüten hindurchlässt.

Als nächstes schneidet ihr die Stoffteile für den Bezug zu. Das wären ein Teil, was an jeder Seite etwa 1 cm größer ist als euer Inlayteil (bzw. so groß wie das gefaltete Stoffstück, wenn ihr nur eins verwendet) [plus Nahtzugaben]. Der Einfachheit zuliebe nennen wir das jetzt Rückseite, obwohl es letztlich bei dem fertigen Kissen egal ist, welche Seite man als Vor- oder Rückseite trägt.

Dann zwei Teile, die die gleiche Breite haben wie das eben zugeschnittene Stück, jedoch in der Länge etwa 2/3 messen (+ Nahtzugabe). Das ist notwendig, damit die Öffnung des Bezuges nacher überlappt und man das Inlay nicht sieht. Also zwei Teile für die Vorderseite. Im Bild ist die Rückseite oben zu sehen, ein Teil der Vorderseite unten.


Und natürlich fehlen die Bänder noch. Hier nehmt ihr eure gemessenen Maße mit der doppelten Breite: Also 14 cm + Nahtzugabe und das natürlich zwei mal, da ihr ja zwei Bänder haben wollt. Jetzt werden erstmal alle Teile gebügelt, damit sie knitterfrei werden. Die zwei Teile für die Bänder faltet ihr nun in der Breite einmal in der Mitte (heißt die langen Seiten aufeinander legen) und bügelt die zusammengefalteten Teile nocheinmal.


Wenn ihr ordentlich gefaltet und gebügelt habt und der Stoff nicht sehr rutschig ist (sollte Baumwollstoff nicht sein), dann könnt ihr euch das folgende Abstecken sparen.

Als nächstes nehmt ihr euch wieder das / die Inlayteil/e vor. Diese werden aufeinandergelegt (mit der guten Seite des Stoffes nach innen), evt. zusammengesteckt - achtet hierbei umbedingt darauf, dass ihr eine Öffnung von ca. 5-8cm lasst, damit ihr das Kissen später wenden und befüllen könnt - und mit Geradstich und einer kleinen (!) Stichlänge zusammengenäht. Die kleine Stichlänge ist wichtig, damit keine kleinen Körner etc. durch die Nähte gelangen, ich habe mit einer Stichlänge von ca. 2 genäht.


Danach könnt ihr die Nahtzugabe etwas zurückschneiden und das ganze am Rand nocheinmal mit einem mittel bis großen Zickzackstich vernähen (wieder: Öffnung beachten!), das verhindert, das der Stoff ausfranst. Als kleiner Tipp: Wenn ihr die Ecken etwas schräg abschneidet, gibt es beim Wenden nicht so ein Geknubbel in den Ecken. Jetzt könnt ihr das Inlay vorsichtig wenden und erstmal bei Seite legen.

Weiter geht es mit den Bändern. Die gefalteten Stücke (wieder: gute Seite des Stoffes nach innen) näht ihr nach dem gleichen Verfahren: Eine der kurzen Seiten wird offen gelassen, d.h. ihr näht die offene lange Seite und eine der kurzen Seiten zunächst mit Geradstich, dann folgt das Zurückschneiden der Nahtzugaben, dann das Versäubern mit Zickzackstich. Die Stichlänge darf hier ruhig etwas größer sein, muss es allerdings nicht zwangsläufig. Das macht ihr bei beiden Teilen und wendet diese dann vorsichtig.


Jetzt könnt ihr die Bänder erstmal weglegen und euch die anderen Teile für den Bezug vornehmen. Und zwar benötigt ihr jetzt die beiden kleineren Teile der Vorderseite. Also die links im Bild.


Da schaut ihr zunächst mal, welche die gute Seite des Stoffes ist und legt diese nach unten auf den Tisch. Dann faltet ihr die längere (!) Seite ca. 1cm auf die oben liegende Seite des Stoffes ein, klappt das Ganze nochmal ca. 1cm um und fixiert es entweder mit Stecknadeln oder bügelt es. Das wiederholt ihr auch mit dem zweiten Stoffstück, sodass ihr am Ende zwei Stoffteile mit jeweils einem gesäumten Ende habt. Solltet ihr Stoff mit einem in einer bestimmten Richtung verlaufenden Muster und ihn entsprechend geschnitten haben, dann achtet bitte darauf, dass ihr die Teile so säumt, dass das Muster nicht unterbrochen wird bzw. ihr plötzlich ein Teil habt, welches das Muster verkehrt herum aufweist. Die Säume der Teile müssen nachher zueinander zeigen!


Wie ihr im Bild seht, habe ich auf der guten Seite des Stoffes abgesteckt, da ich einen Zierstich verwendet habe. Solltet ihr das auch tun, legt den Stoff unbedingt mit der guten Seite des Stoffes nach oben unter die Nähmaschine. Da die Teile nachher allerdings überlappen und man nur einen Saum sieht, reicht es auch, nur einen mit einem Zierstich zu versehen. Natürlich kann man auch darauf verzichten und beide einfach mit Geradstich nähen.

Für den nächsten Schritt benötigt ihr wieder eure Bänder. Sollten diese durch das Wenden stark verknittert sein, empfiehlt es sich, sie nocheinmal zu bügeln. Außerdem das Teil für die Rückseite, das ihr mit der guten Seite nach oben (!) vor euch legt.


Was jetzt folgt, ist eigentlich genauso simpel wie logisch. Und zwar faltet ihr die Bänder ein bzw. rollt sie etwas auf, beachtet aber dabei, dass das ganze möglichst flach bleibt, und fixiert sie mit einer Stecknadel. Das offene Ende sollte genug Platz zur restlichen Rolle aufweisen (ruhig mehr als die Nahtzugabe), damit ihr die Rolle nicht versehentlich mit festnäht. Ihr platziert das Ende nun genau in der Mitte der kurzen Seite eures Stoffteils und steckt die Nadel einmal um, sodass sie auch den Stoff des Stoffteils mit festheftet. Mit dem anderen Band verfahrt ihr auf der gegenüberliegenden Seite genauso, achtet aber dabei darauf, dass die Nähte der Bänder in die jeweils gleiche Richtung zeigen.

Als nächstes wird es ein ganz klein wenig kniffeliger, da es ein bisschen mitdenken erfordert - aber keine Angst, auch das ist nicht unmöglich ;)


Und zwar nehmt ihr euch nun das Teil der Vorderseite, das die Ziernaht aufweist, bzw. das von dem der Saum später bei dem Körnerkissen außen zu sehen sein soll, und legt es mit der guten Stoffseite nach unten auf das Rückseitenteil. Hierbei muss der Saum zur Mitte des Körnerkissens zeigen, d.h. das ungesäumte Ende liegt direkt auf der Seite, auf der auch das Ende des Bandes liegt (also außen). Mit dem zweiten Teil verfahrt ihr genauso, nur dass das logischerweise über dem ersten Teil liegt. Dann dückt ihr das ganze vorsichtig etwas platt (achtet darauf, dass sich nichts verschiebt) und steckt alles einmal rundherum fest, so wie es im Bild zu sehen ist. Zur Sicherheit kann man alles nun einmal sehr, sehr vorsichtig wenden um zu prüfen, ob alle Teile richtig liegen und die Bänder nur da festgesteckt sind, wo sie es auch sein sollen. Danach wieder zurückwenden und rundum mit Geradstich festnähen. An den Stellen wo die Bänder liegen, sowie an den Stellen, an denen die Teile überlappen, kann und sollte man ruhig mehrmals drüber nähen, damit auch wirklich alles gut hält. Außerdem nähe ich aus Prinzip ein bis zweimal mehr über die Ecken.


Als nächtes wiederholt ihr das altbekannte Prozedere: richtig, Nahtzugaben kürzen und mit Zickzackstich versäubern.


Sollte dann so aussehen wie hier. Jetzt könnt ihr den Bezug durch die sich überlappende Öffnung wenden, die Ecken ordentlich ausfummeln, die Stecknadeln an den Bändern herausziehen und das ganze, genau wie das Inlay, nocheinmal bügeln. Bei dem Inlay könnt ihr direkt an eurer Wendeöffnung ca. 1cm nach innen einfalten und dann darüber bügeln, dass macht das Schließen nachher einfacher.


Da ich mit Stoffresten gearbeitet habe, liegt mein Muster nicht übereinander, weshalb dann letztlich die Vorderseite (also die mit Zierstich) wohl die Rückseite werden wird. Wer die Vorderseite allerdings weiterhin als Vorderseite verwenden will, kann nun übrigens 1- 3 Kam Snaps verwenden, damit die Öffnung beim Tragen nicht aufklafft.

Nun legt ihr Inlay und Bezug ersteinmal beiseite und holt euer Füllmaterial hervor.


Das wären hier: einmal Biodinkelkerne und getrocknete Biolavendelblüten. Das Mischungsverhältniss sollte zwei Teile Dinkel zu einem Teil Lavendel betragen. Wie viel ihr letzlich in euer Körnerkissen einfüllt, bleibt euch überlassen. Ich würde allerdings empfehlen nur so viel einzufüllen, dass euer Kissen später nicht höher als 3-4 cm wird, damit es nicht zu schwer wird.


Die Füllung mischt ihr nun ordentlich durch und füllt es mit Hilfe  eines Trichters mit breiter Öffnung in euer Inlay ein. Wer keinen passenden Trichter zur Hand hat, kann sich ganz einfach mit einem Stück rechteckiger Pappe einen bauen.

Habt ihr das Inlay befüllt, schließt ihr die Wende- /Einfüllöffnung mit Geradstich. Der nächste Schritt ist optional, ich habe aber festgestellt, dass er sinnvoll ist. Und zwar macht ihr jetzt Abnäher in euer befülltes Inlay.


Diese sorgen dafür, dass die Füllung gleichmäßig verteilt bleibt und die Körner beim Tragen des Kissens nicht alle nach unten rutschen. Dafür teilt ihr euer Inlay in zwei - drei Segmente auf. Am einfachsten geht das, indem ihr das Kissen umklappt und die Körner einfach zu den Enden hin schüttelt, sodass an den Stellen wo ihr nähen wollt, Stoff auf Stoff liegt und möglichst keine Körner. Ihr könnt die Stellen nun feststecken und entweder mit einem großen Heftstich oder einem großen Zickzackstich (Stichlänge mind. 4) nähen. Näht hier bitte besonders langsam und vorsichtig, denn wenn ihr trotzdem mal auf ein Korn treffen solltet, kann euch die Nadel schnell abbrechen. Dabei müsst ihr nicht bis ganz zum Ende nähen, es ist durchaus okay, wenn die Körner sich auch noch in andere Segmente verteilen können. Achtet bitte bei der Einteilung der Segmente wirklich auf eine gleichmäßige Körnerverteilung.


Jetzt könnt ihr euer Inlay mit dem Bezug beziehen. Dafür steckt ihr erst ein Ende durch die Öffnung, dann vorsichtig das andere, zieht alles ein wenig zurecht und TADA~ fertig ist euer Körnerkissen mit Bezug.
Das Körnerkissen solltet ihr ohne Bezug in die Mikrowelle legen und den Bezug könnt ihr natürlich jederzeit in der Waschmaschine waschen.

Und so sieht das ganze getragen aus:


Das Kissen liegt hinten gut am Rücken an - und der große Vorteil ist natürlich, dass man sich damit bewegen kann, da man es ja vorne durch die Bänder mit einer hübschen Schleife verschließen kann. 


Ich hoffe, das Tutorial hat euch gefallen und war verständlich genug. Da ich wirklich recht lange an so einem ausführlichen Tutorial sitze, wäre es toll, wenn ihr mir eine kurze Rückmeldung gebt. Findet ihr alles verständlich? Ist die Zahl und Auswahl der Bilder angemessen? Gibt es etwas, das ihr vermisst, erscheint euch etwas überflüssig, oder habt ihr Verbesserungsvorschläge?

Ich für meinen Teil werde nun jedenfalls die Nähmaschine stürmen und noch ein bis zwei Körnerkissen nähen ;)

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